Klartext. Krieg mit Gottes Segen und Zombie-Unternehmen [2017/08]
Die Tage werden kürzer und die Sommerpause neigt sich langsam dem Ende zu. Während die Märkte weiterhin in der Nähe ihrer historischen Höchststände verweilen, steigt die Nervosität der Anleger…
Krieg mit Gottes Segen und Zombie-Unternehmen
Die Aktienmärkte der entwickelten Volkswirtschaften in Europa, den USA und Asien stehen nach wie vor in der Nähe ihrer historischen Höchststände. Aufgrund der aggressiven Liquiditätsmaßnahmen von US-Fed und EZB ist mit den Worten von Howard Marks „zu viel Geld und zu wenig Angst“ in den Märkten. Spätestens seit dem verbalen Schlagabtausch zwischen US Präsident Trump und dem nordkoreanischen Führer Kim Jong-un hat sich das Risikobewusstsein der Anleger allerdings lautstark zurückgemeldet. Selbst die Beteuerungen von Trump’s evangelikalem Berater, Pastor Robert Jeffress, dass der US Präsident Gottes Segen habe, um seinen nordkoreanischen Widersacher zu eliminieren, konnten die Märkte nicht komplett beruhigen. Stattdessen haben nervöse Anleger den US Dollar als sicheren Hafen wiederentdeckt und halfen ihm seinen Kursverfall der letzten Wochen zu stoppen. Auch die Aktienmärkte hielten auf ihrem nun schon 8 Jahre dauernden Anstiegskurs für einen Moment inne. Trotz des gesteigerten Risikobewusstseins bleiben Anlegern allerdings kaum Möglichkeiten, ihre Portfolios risikogemäß zu positionieren. Zu tief hat das billige Zentralbankgeld der vergangenen Jahre auch die letzten Winkel der Märkte durchdrungen. Gute Deals mit einem akzeptablen Rendite-Risiko-Verhältnis sind kaum noch zu finden.
Nicht nur Donald Trump und Kim Jong-un sorgen für Unbehagen, auch im Euroraum wird bereits an der nächsten Krise gebastelt: Zombie-Unternehmen. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, ist die Zahl der Firmeninsolvenzen pro Jahr von 2009 bis 2016 um ca. 35 % gefallen. Grund hierfür ist leider nicht die solide Konjunktur, sondern die Niedrigzinspolitik der EZB. Unwirtschaftliche Unternehmen überleben, weil Banken, getrieben von der EZB, ihnen Kredite zu Dumpingzinsen gewähren. Wenn die Zinsen dann in Zukunft steigen, können die Zombie-Unternehmen ihre Kredite nicht mehr bedienen. Die Banken werden in der Folge große Probleme mit diesen notleidenden Krediten bekommen. Falls die betreffenden Banken dann als „systemrelevant“ eingestuft werden, werden sie vielleicht vom Steuerzahler gerettet. Klingt doch irgendwie vertraut, ein Déjà-vu-Erlebnis sozusagen.
Zombie-Unternehmen und überbewertete Vermögenswerte an den Börsen gründen auf dem aggressiven Vorgehen der großen Zentralbanken. Im Falle der EZB stellt dieses Vorgehen unserer Meinung nach ein illegales Überschreiten ihres Mandats dar. Langsam scheinen die Konsequenzen dieses Handelns auch überzeugten Befürwortern von Minuszinsen, wie dem ehemaligen Chefökonomen des Internationalen Währungsfonds, Ken Rogoff, klar zu werden. Vor nicht allzu langer Zeit forderte Rogoff noch eine Abschaffung des Bargelds, um Zentralbanken die Durchsetzung negativer Zinsen zu erleichtern. In einem Interview mit der BBC äußerte er sich nun aber dahin gehend, dass die Zentralbankniedrigzinspolitik in vielen Ländern zu hohen Schuldenquoten geführt hat und deshalb ein plötzlicher Zinsanstieg die momentan größte Bedrohung für die Weltwirtschaft sei. Vielleicht fällt ihm ja noch eine intelligente Lösung für diese vertrackte Situation ein.
Für uns bedeutet diese Realität, dass Qualität bei der Auswahl unserer Portfoliobestandteile weiterhin höchste Priorität hat. Allerdings müssen wir uns kurz- und mittelfristig auf erhöhte Volatilität und gelegentliche Rücksetzer einstellen.
Strategy SMAT
Strategy Social Media & Technology: Wachstum & Risiko
Mit einem Kursanstieg von ca. 1,6 % im Monat Juli hat der Quint:Essence Strategy Social Media & Technology (SMAT) die positive Entwicklung des ersten Halbjahres fortgeführt. Die bisherige Jahresperformance des Fonds steht per 31.07.2017 nun bei ca. 9 %.
Nach den Veränderungen, die wir an der Portfoliozusammensetzung im vorangegangenen Monat vorgenommen hatten, erhielt das Fondsportfolio im Juli lediglich einen Neuzugang: Mit der Aktie der brasilianischen Companhia de Saneamento Basico do Estado de Sao Paulo (SABESP) haben wir die Korrelation innerhalb des Fondsportfolios reduziert und somit den Fonds weiter an die zunehmend angespannte Marktlage angepasst. Als Trinkwasser- und Abwasserdienstleister im brasilianischen Bundesstaat Sao Paolo, bietet die SABESP den Anlegern des Social Media & Technology Fonds die Möglichkeit in ein relativ sicheres und beständiges Geschäftsmodell zu investieren, das nicht nur weit vom Kernthema des Fonds entfernt ist, sondern auch nur sehr begrenzt von Aktienmarktstimmungen und dem allgemeinen Wirtschaftszyklus abhängig ist. Durch dieses Engagement erfährt der Fonds eine sinnvolle Reduzierung seiner hohen Portfolioexposure zu den Wirtschaftsräumen USA und Europa, sowie den dazugehörigen Währungen US Dollar und Euro.
Das enorme Wachstumspotenzial des in unserem SMAT-Segment vertretenen Zukunftstechnologiebereiches besteht aber unvermindert weiter – natürlich auch einhergehend mit einem Rückschlagspotenzial aufgrund der bereits hohen Bewertungen der Unternehmen. Zudem darf man die aktuellen wirtschaftlichen und politischen Risiken bezüglich der langfristigen Performance des Zukunftstechnologiebereichs nicht ganz außer Acht lassen, wenngleich sie eine eher untergeordnete (weil kurzfristige) Rolle spielen. Insgesamt halten wir aber das Risiko, in diesem Bereich unterinvestiert zu sein, für höher als ein potenzielles, dauerhaftes Verlustrisiko. Deshalb bleibt der Social Media & Technology Fonds weiterhin stark wachstumsorientiert in seinem Kernthema investiert, wobei wir allerdings dem Stabilitätssegment eine zunehmende Gewichtung beimessen. Dementsprechend ist der Fonds so positioniert, dass er an einem anhaltenden Aufwärtstrend immer noch weitgehend teilnimmt, im Falle einer Korrektur aber nicht voll im Risiko steht.
Strategy Dynamic: Keine Richtungsänderung
Der Quint:Essence Strategy Dynamic musste im vergangenen Monat weitere 2,03 % seiner bisherigen Performance abgeben und wies per 31.7.2017 eine Wertentwicklung von 1,12 % im laufenden Jahr aus. Hauptgrund für den Anteilspreisrückgang war die Abschwächung von Schweizer Franken und US Dollar im Verhältnis zum Euro. Zudem haben die eher konservativen Einzeltitel, die den Großteil des Dynamic Portfolios ausmachen, im Juli leichte Kursverluste hinnehmen müssen. Wir gehen davon aus, dass die schwächere Kursentwicklung konservativer Qualitätstitel nicht von Dauer ist,und behalten deshalb unseren Qualitätsfokus im Dynamic Portfolio weiterhin bei.
An der Portfoliozusammensetzung des Fonds haben wir in den vergangenen 4 Wochen lediglich kleinere Veränderungen vorgenommen: Zum einen haben wir den letzten noch im Fondsportfolio verbleibenden Fremdfonds, den Allianz Europe Equity Growth Fund, liquidiert. Der Fonds hatte während der vergangenen Jahre einen soliden Performancebeitrag geleistet und zur Diversifizierung des Quint:Essence Strategy Dynamic Portfolios beigetragen. Nachdem der Allianz Europe Equity Growth während der letzten Monate dann aber im Vergleich zum Rest des Dynamic-Portfolios deutlich an Performance eingebüßt hat, haben wir uns entschlossen, das Engagement zu beenden. Im Gegensatz hierzu haben wir unsere Position in der belgischen Beteiligungsgesellschaft Sofina S.A. um ein Drittel ausgebaut. Sofina ist nun mit knapp 3 % im Gesamtportfolio gewichtet. Unter den Beteiligungen der Sofina befinden sich durchweg solide Unternehmen verschiedener Geschäftsbereiche. Teilweise sind diese Unternehmen nicht an einer Börse gelistet und sind deshalb für einen Fonds kaum direkt erwerbbar. Neben potenziell hohen Erträgen versprechen wir uns hier auch einen positiven Effekt auf die Diversifikation des Fondsportfolios.
Trotz des Anteilspreisrückgangs während der vergangenen Wochen sehen wir den Quint:Essence Strategy Dynamic den Marktgegebenheiten entsprechend gut aufgestellt. Deshalb haben wir für die nahe Zukunft keine grundlegenden Veränderungen am Fondsportfolio geplant und erwarten in den kommenden Monaten eine positive Entwicklung des Anteilspreises.
Strategy Dynamic
Strategy Defensive
Strategy Defensive: Altbewährt und zukunftssicher
Der Anteilspreis des Quint:Essence Strategy Defensive ging im Juli um weitere 0,84 % zurück. Die bisherige Jahresperformance des Fonds steht somit zum 31.7.2017 bei -2,69 %. Der Kursverlust basiert, wie bereits im Vormonat, auf der Fremdwährungsexposure des Portfolios. Russische Rubel, Schweizer Franken und US-Dollar wurden gegenüber dem Euro deutlich schwächer und wirkten sich negativ auf den Fondspreis aus. Obwohl diese Entwicklung ärgerlich ist, ziehen wir gegenwärtig keine Veränderung der Fremdwährungsexposure des Fondsportfolios in Erwägung. Der Rubel ist unserer Meinung nach weiterhin fundamental unterbewertet und wir erwarten kurz- bis mittelfristig einen deutlichen Kursanstieg im Verhältnis zum Euro. Die Situation des US-Dollar ist etwas anders gelagert. Der US Dollar ist dem Euro gegenüber nicht unterbewertet, eher leicht überbewertet. Allerdings gehen wir davon aus, dass der Dollar trotz seiner relativ hohen Bewertung im Vergleich zum Euro steigen wird. Für einen steigenden Dollarkurs gibt es unserer Meinung nach zwei Hauptgründe:
- die US-Fed wird weiterhin die Zinsen erhöhen, während die EZB aufgrund der Schuldensituation im Euroraum hierzu nicht (oder nur bedingt) im Stande ist,
- angesichts zunehmender globaler politischer Risiken gewinnt die Rolle des US-Dollars als „sicherer Hafen“ wieder an Bedeutung.
Dementsprechend betrachten wir die währungstechnische Positionierung des Portfolios als richtig und sehen hier keinen aktuellen Handlungsbedarf.
Im Monat Juli gab es keine Neuzugänge im Portfolio des Quint:Essence Strategy Defensive. Allerdings haben wir die bereits bestehende Aktienposition des Schweizer Pharmaunternehmens Novartis auf knapp 3 % des Gesamtportfolios aufgestockt, sowie die Gewichtung der bereits im Portfolio befindlichen kanadischen Staatsanleihe mit Laufzeit bis 2019 auf gegenwärtig knapp 8 % erhöht. Die SAP Anleihe, die jahrelang Bestandteil des Strategy Defensive Portfolios war, haben wir verkauft. Die bis 2019 laufende Anleihe wurde wegen ihrer relativ hohen Verzinsung deutlich über dem Nennwert gehandelt und hätte während ihrer kurzen Restlaufzeit einen Kursverlust von mehr als 5 % erlitten. Insgesamt ist der Quint:Essence Strategy Defensive mit seinem aus Papieren bester Bonität bestehenden Portfolio und einer kurzen durchschnittlichen Restlaufzeit solide positioniert und sollte seine temporäre Schwächephase bald hinter sich lassen.
Wir hoffen wir konnten Ihnen einen Einblick in unser Handeln und Weltbild geben und freuen uns über Ihr Feedback, Anregungen oder das Teilen des Beitrages mit Kollegen und Freunden.
Ihr Team der Quint:Essence Capital