KLARTEXT. | Komfortzone adé. [2024/08]

Die derzeitigen Marktturbulenzen machen viele Anleger nervös. Zu schön waren doch die vergangenen Monate, in denen die Trends an den Wertpapiermärkten im wesentlichen nur eine Richtung kannten: steil nach oben. Die kalte Dusche, die viele Anleger aus dem Wohlgefühl erwachen ließ, folgte in den vergangenen Tagen. Damit einher geht natürlich die bange Frage: gibt es nun einen Börsencrash? Wie soll sich der Anleger verhalten? Was machen die Profis und was sagen erfahrene Analysten zu allen diesen Entwicklungen?

Was Profis sagen

Verblüffend einheitlich fällt die Antwort auf diese Fragen aus: Nahezu jede Adresse, ob groß oder klein, die im Markt als Experte gilt (oder sich selbst dafür hält), betont: in solchen Phasen ist es entscheidend, Ruhe zu bewahren und an einer langfristigen Anlagestrategie festzuhalten. Wer über mehrere Jahre investiert, kann auch kurzfristige Schwächeperioden überstehen.
Unterlegt werden diese Appelle zur Besonnenheit durch Studien, die namhafte Institute über viele Jahrzehnte erstellt haben. So zeigt eine Untersuchung der Credit Suisse, dass die globalen Aktienmärkte seit 1900 eine reale, jährliche Rendite von 5% erzielten. Diese beeindruckende Langfristperformance unterstreicht die Attraktivität von Aktien als Anlageklasse.
Indessen können sämtliche Studien, zu welchem Ergebnis sie auch immer kommen, dem Anleger keine Garantie für eine gleichbleibend stetige und im ruhigen Fahrwasser schwimmende Aufwärtsentwicklung der Kurse geben. Zu sehr ist die Welt heutzutage miteinander vernetzt und verknüpft. Was viele Jahre als Vorteil galt, kann sich heute als Auslöser für Krisen erweisen, deren Ursachen mit der heimischen Wirtschaft zwar unmittelbar nichts zu tun haben, deren Wirkungen aber auch hierzulande spürbar sind.
Analysten von JPMorgan Asset Management sprechen in ihrem Kapitalmarktausblick von einer „Welt im Wandel“. Neue Technologien erhöhen langfristig das Wachstumspotenzial. Ihre globalen BIP-Prognosen liegen bei 2,4% pro Jahr, ein optimistischer, wenngleich moderaterer Wert als in früheren Jahrzehnten, bedingt durch geopolitische Spannungen und Handelskriege.
Dass sich die Welt wandelt, ist natürlich keine Neuigkeit. Spannend daran ist, wie sich die Unternehmen darauf einrichten. Wird der Wandel als Herausforderung begriffen oder als Bedrohung? Man kann es auch konkret am Phänomen KI festmachen und sich fragen: schafft diese fortschrittliche Technologie (neue) Arbeitsplätze oder vernichtet sie welche? Wie gehen die Unternehmen mit dem Ausmaß der klimatischen Veränderungen um? Diese längst nicht alle beantworteten Fragen veranlassen die Analysten von Pictet dazu, eine weitaus vorsichtigere Sichtweise auf die Weltwirtschaft an den Tag zu legen und ein deutlich geringeres Wachstum anzunehmen, als ihre Kollegen aus den anderen Häusern.
Auch die langfristigen Renditeerwartungen von Pictet reflektieren dieses Weltbild. Da die Ära der Nullzinsen vorbei ist, müssen Anlageentscheidungen aktiver gemanagt werden. Pictet empfiehlt sektorale oder thematische Investitionen und eine stärkere Gewichtung festverzinslicher Wertpapiere aufgrund ihrer günstigeren risikobereinigten Renditen. Eine stetige Abwertung des Dollars spricht zudem für Rohstoffe und Anleihen aus Schwellenländern.
JPMorgan rät ebenfalls zur Aufstockung alternativer Anlagen wie Private Debt und Private Equity. Sie sollen das Rendite-Risiko-Profil des Depots langfristig verbessern. Anders als Pictet sehen die JPMorgan-Strategen allerdings auch weiterhin hohes Potenzial bei Aktien. Dank optimistischerer Wachstumsaussichten und starker Gewinnentwicklungen, insbesondere durch KI-bedingte Produktivitätsfortschritte, bleibt das Gewinnwachstum robust.
Die Optimisten unter den Analysten erkennen auf den Aktienmärkten der Länder, die führend in KI sind, hohe Gewinn- und Performancechancen. Das gilt zuallererst für die USA – europäische Länder hinken hier hinterher. JPMorgan betont, dass hohe Dividendenrenditen von Aktien künftig mit festverzinslichen Anlagen konkurrieren können, was sie weiterhin attraktiv macht. Dividenden sind erfahrungsgemäß der wichtigste Renditetreiber und stabilisieren langfristige Anlagerenditen.
(Auch) unsere Empfehlung: Keep cool.
Nervosität war noch nie ein kluger Ratgeber für Anlageentscheidungen. Das gilt heute, genauso wie vor 100 Jahren. Auch die sich stetig wandelnde Welt vermag daran nichts zu ändern.
Eine diversifizierte, langfristige Anlagestrategie, die auf Qualitätstitel setzt, wird auch in Zukunft turbulente Zwischenphasen überstehen und stabile Renditen liefern. Erfahrene und mutige Anleger können derartige Strategien selbstständig entwickeln und umsetzen. Die bequemere Alternative dazu lautet: Sie lassen uns für sich arbeiten.
Sie können sicher sein: Ideen dafür haben wir genug.

Ihr Team der Quint:Essence Capital

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