Klartext. Warum die Welt weiterhin mit Trump rechnen kann. [11/2019]

Noch nie in der jüngeren Geschichte hat ein US-Präsident so polarisiert, wie er: Donald Trump. Seit seiner Wahl zum mächtigsten Mann der Welt im November 2016 ist die Berichterstattung der deutschen Medien über seine Politik weitgehend negativ und von Unverständnis bis hin zur Fassungslosigkeit geprägt. Unvergessen und ein YouTube-Renner ist die Szenerie, in der der amerikanische Präsident anlässlich eines Treffens mit Angela Merkel auf dem G-7 -Treffen in Biarritz vor laufenden Kameras Äußerungen machte, die selbst der ansonsten stets beherrschten und disziplinierten Bundeskanzlerin buchstäblich die Gesichtszüge entgleisen ließen. Wir sind sicher: die meisten von Ihnen werden sich bei diesen und anderen Gelegenheiten ernsthaft fragen, wie ein Volk, das in einer gewachsenen Demokratie lebt, einen Mann mit solch einer Persönlichkeit zum Präsidenten wählen konnte. Und möglicherweise sogar für eine 2. Amtszeit wiederwählt.

Die Antwort auf diese Frage ist vielschichtig. Sie erfordert einen Perspektivwechsel. Und einen etwas längeren Artikel, als Sie es sonst von uns gewohnt sind.

Schauen wir zu Beginn der Analyse zunächst auf unsere eigenen Portfolios. In den von uns gemanagten Fonds Quint:Essence Strategy Defensive, Quint:Essence Strategy Dynamic und Quint:Essence Strategy Social Media & Technology sind US amerikanische Papiere überproportional gewichtet. Diese US Papiere haben – während die Eurozone mit Brexit, Schuldenkrise und Negativzins kämpft und China unter den Folgen des Handelskriegs leidet – das Risiko der Fondsportfolios reduziert und mit ihren starken Performancebeiträgen die überragende Wertentwicklung der Fonds ermöglicht. Wie kann das sein? Wenn die politische Führung in Washington einen kapitalen Fehler nach dem anderen macht, müsste sich das doch negativ auf die US Wirtschaft und die US Wertpapiermärkte auswirken. Ein Blick auf die Börsen zeigt: genau das Gegenteil ist der Fall.

Die Trump Administration hat seit Anfang ihrer Legislaturperiode mehrere größere Maßnahmen zur Stützung der Wirtschaft ergriffen. Die viel kritisierte Steuerreform zum Beispiel, hat dazu geführt, dass fast die Hälfte der US Haushalte am unteren Einkommensende keine Einkommensteuer mehr zahlen muss. Somit steht vielen ärmeren Amerikanern ein größerer Anteil ihres Einkommens zum Konsum zur Verfügung. Auch die drastische Reduzierung der Unternehmenssteuer führte zu teils signifikanten Kapitalrückflüssen in die Vereinigten Staaten und leistete zweifellos einen Beitrag zur aktuellen Vollbeschäftigung im US Arbeitsmarkt. Neben der Steuerreform hat die Regierung auch Maßnahmen zum Bürokratieabbau ergriffen und die Lockerung von Umweltauflagen durchgesetzt. Man stehe gerade dazu, wie man will. Fest steht, die Auswirkungen auf die nationale Wirtschaft waren positiv.

Nächstes Thema: der von Donald Trump angefangene Handelsstreit mit China. Eine der folgenreichsten Entscheidungen, die der hierzulande so unbeliebte Präsident getroffen hat. Die negativen Auswirkungen des Konflikts auf den Welthandel sind nicht abzustreiten: Im dritten Quartal dieses Jahres war Chinas Wirtschaftswachstum so schwach wie seit 30 Jahren nicht mehr. Auch die deutsche Wirtschaft wird aufgrund ihrer starken Exportabhängigkeit hart von dem Handelsstreit getroffen. Für die US amerikanische Wirtschaft sind die Auswirkungen indessen überschaubar. Es ist deshalb wahrscheinlich, dass China die Schmerzgrenze früher erreicht, als die USA. Was wäre die Folge? Das Reich der Mitte müsste im Hinblick auf die immer wieder geforderte Marktöffnung, den Schutz geistigen Eigentums und den erzwungenen Technologietransfer einlenken. Das wiederum wäre – langfristig gesehen – auch für die deutsche Wirtschaft eine erfreuliche Entwicklung.

Bei aller Distanz und mannigfachem Unverständnis für sein Verhalten: Insgesamt hat das von Trump bisher umgesetzte Maßnahmenpaket im Zusammenspiel mit wirtschaftspolitischen Fehlentscheidungen von Regierungen außerhalb der USA dazu geführt, dass die US Wirtschaft weiter haussiert. Währenddessen macht sich bei uns Rezessionsangst breit.

Was meinen Sie – sind diese Tatsachen nicht ebenfalls berichtenswert? In der hiesigen Berichterstattung kommen Sie jedenfalls nicht so recht zur Geltung.

Ein weiteres Thema müssen wir aufgreifen. Die Medien hierzulande verfolgen es derzeit mit größtem Interesse – die Impeachment-Anhörungen des Repräsentantenhauses. Sie sind Teil eines pozentiellen Amtsenthebungsverfahrens gegen den US Präsidenten.

Viele von ihnen werden anhand der Berichterstattung den Eindruck gewonnen haben, der US Präsident hätte tatsächlich ein Problem und könnte am Ende des Verfahrens des Amtes enthoben werden. Unsere jahrzehntelangen Erfahrungen in und mit Amerika führen zu einer gegenteiligen Annahme. Weil Trump‘s Republikaner im Senat die Mehrheit haben, wird das Amtsenthebungsverfahren mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit spätestens dort mit einem Freispruch enden.

Gerade weil es in den hiesigen Medien eine so große Rolle spielt, wollen wir der Vollständigkeit halber einen kurzen Blick auf die Grundlagen des Verfahrens und den ihm zugrunde liegenden Vorwurf werfen.

Grundlage des Impeachmentverfahrens ist der Vorwurf, Donald Trump habe den neu gewählten ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in einem Telefonat am 25. Juli 2019 erpresst. Er soll den Ukrainer dazu gedrängt haben, gegen Hunter Biden, den Sohn des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden, Ermittlungen einzuleiten. Die Ermittlungen gegen den Sohn sollten dann dem Vater in den kommenden Präsidentschaftswahlen schaden und somit den aussichtsreichsten demokratischen Bewerber um das Präsidentenamt ausschalten. Als Druckmittel soll Trump militärische Unterstützung für die Ukraine zurückgehalten haben. Soweit der Vorwurf.

Mit diesen Anschuldigungen konfrontiert, hob Trump die Geheimhaltung des Telefonprotokolls der fraglichen Unterhaltung am 24. September 2019 auf. Bei sorgfältiger Lektüre des Protokolls (im Internet zu finden unter Transcript Telefonat 25.7.19 ) finden sich keine Anhaltspunkte, die diese Anschuldigungen stützen.

Doch damit ist das Thema “Erpressung der Ukraine“ mitnichten erledigt. Doch anders als viele denken mögen, fand tatsächlich eine nachweisbare Erpressung statt, allerdings nicht im Jahre 2019 sondern bereits im Jahr 2016 – und zwar durch Joe Biden.

Der nämlich brüstete sich in einer Rede vor dem „Council on Foreign Relations“ im Januar 2018 selbst mit folgendem: Biden erklärte stolz, dass er 2016 den ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko, unter der Androhung, Kreditgarantien in Höhe von 1 Milliarde US$ zurückzuhalten, dazu bewegt habe, den damaligen ukrainischen Staatsanwalt Victor Shokin zu entlassen. Besonders pikant an dieser Angelegenheit ist, dass der Sohn des seinerzeitigen Vizepräsidenten Biden, Hunter Biden, Mitglied des Direktoriums der ukrainischen Firma Burisma war, gegen die Staatsanwalt Shokin wegen Bestechung ermittelte. Das alles ist nachzuverfolgen in einer öffentlich zugänglichen Videoaufzeichnung dieser Veranstaltung, abrufbar unter Biden Video  .

Es wundert uns, dass diesem wichtigen Sachverhalt von deutschen Nachrichtenmachern keine oder eine sehr geringe Aufmerksamkeit geschenkt wird und er deshalb der deutschen Öffentlichkeit weitgehend unbekannt ist. Denn diese Angelegenheit hat für deutsche Anleger durchaus Relevanz: Steigen die Chancen einer Wiederwahl Trump‘s, steigen auch die Chancen an den US Wertpapiermärkten. Steigen aber die Siegeschancen der US Demokraten bei den Präsidentschaftswahlen, ist der US-Markt, je nachdem wer der demokratische Kandidat wird, deutlich weniger attraktiv.

Ob der US-Markt auch im kommenden Jahr ein Safe Haven und Performancetreiber für unsere Fonds bleibt, hängt also maßgeblich vom Ausgang der nächsten US Präsidentschaftswahlen ab.

Lassen Sie uns mit aller gebotenen Neutralität daher einen Blick auf die Kandidatenliste werfen, die im nächsten Jahr in den Wahlkampf um das Präsidentenamt gehen wird.

Ob man es glauben mag oder nicht, das aktuelle Amtsenthebungsverfahren spricht nicht gegen, sondern für eine Wiederwahl Trumps. Denn der amtierende Präsident wird es im wahrscheinlichen Falle eines Freispruchs dazu nutzen, sein Narrativ einer gegen ihn und das amerikanische Volk gerichteten „Hexenjagd“ seitens der Demokraten zu validieren. Außerdem haben die Demokraten mit dem Impeachment Verfahren ihren aussichtsreichsten Herausforderer, Joe Biden, wie oben bereits beschrieben, demontiert. Die anderen demokratischen Favoriten Elisabeth Warren und Bernie Sanders stehen auf dem politischen Spektrum so weit links, dass sie weite Teile des US-amerikanischen Wahlvolkes verschrecken und keine ernsthafte Gefahr für den Amtsinhaber darstellen.

Einzig der mit 37 Jahren jüngste demokratische Präsidentschaftskandidat, der beliebte Bürgermeister der Stadt South Bend im Bundesstaat Indiana, Pete Buttigieg, könnte Trump gefährlich werden. Er ist politisch moderat und somit auch für konservativere Amerikaner wählbar, außerdem ist er Veteran des Afghanistan Krieges und in dieser Hinsicht dem „Vietnam-Drückeberger“ Trump überlegen. Ein Präsident Buttigieg wäre aus unserer Sicht aber keine Katastrophe für US Wirtschaft und Wertpapiermärkte. Auch wenn US Investments unter ihm etwas weniger Potenzial hätten als unter Trump, bliebe der US-Markt für uns weiterhin unter Performance- und Stabilitätsgesichtspunkten interessant.

Liebe Leser/innen, welcher Kandidat auch immer das Rennen um das Präsidentenamt gewinnen wird, es lohnt sich immer, die Perspektive eines Amerikaners einzunehmen und aus dieser Sicht die für uns oftmals vollkommen unverständlichen Äußerungen und Handlungen jenseits des Atlantiks zu verstehen. Wir werden jedenfalls dieser bedeutenden Nation stets eng verbunden bleiben und dort weiterhin lohnenswerte Investments tätigen. Für Sie.

Strategy Dynamic

Der Oktober war ein weiterer guter Monat für den Quint:Essence Strategy Dynamic. Mit einem vierwöchigen Anteilspreisanstieg von 1 %, steht die bisherige Jahresperformance bei sagenhaften 27,62 %.

Im vergangenen Monat gab es keine Veränderungen am Portfolio des Strategy Dynamic. Wie in den Vormonaten bewegten sich Anleger im Spannungsfeld zwischen Aktienmärkten, die aufgrund von Alternativlosigkeit immer weiter steigen und wirtschaftlich- sowie geopolitisch bedingter Rezessionsangst. Mit einer Aktienquote von ca. 76 %, einer ca. 15-prozentigen Cashquote und einer mit knapp 9 % gewichteten US Staatsanleihe trägt das Dynamikportfolio diesem Marktumfeld Rechnung. Es wäre vermessen, davon auszugehen, dass sich die überragende Performance der letzten zehn Monate auch in Zukunft fortsetzt. Allerdings sind noch immer keine Anzeichen erkenbar, dass der Aufwärtstrend an den Aktienmärkten zu Ende geht. Der wachstumsorientierte Strategy Dynamic bleibt also zumindest vorerst mit einer starken Aktiengewichtung engagiert. Die hohe Qualität der im Aktiensegment des Fonds vertretenen Unternehmen sowie die durchweg hohe Liquidität der Papiere gewähren den langfristig orientierten Anlegern des Quint Essence Strategy Dynamic Sicherheit und uns die nötige Handlungsfähigkeit, falls sich am Aktienmarkt eine Korrektur abzeichnen sollte.

Wir sehen den letzten Wochen des Jahres 2019 trotz aller gebotenen Vorsicht zuversichtlich entgegen und wünschen unseren Anlegern, dass sie sich ebenfalls nicht von kurzfristigen Schwankungen aus der Ruhe bringen lassen.

Social Media & Technology

Mit einem Zugewinn von 0,34 % im Oktober hat der Quint Essence Strategy Social Media & Technology seine bisherige Jahresperformance weiter ausgebaut. Der Anteilspreisanstieg der ersten zehn Monate des Jahres 2019 beträgt somit 17,96 %.

Aus Mangel an Anlagealternativen besteht trotz historischer Höchststände nach wie vor erhebliches Aufwärtspotenzial an den Aktienmärkten. Gleichzeitig haben politische- und wirtschaftliche Problemstellungen, sprich US-China Handelsstreit, Brexit, Unruhen in Hongkong, Spannungen im Nahen Osten und die Negativzinspolitik der EZB nichts von ihrem Schrecken verloren. Bereits der Anschein schlechter Nachrichten hat angesichts der angespannten Stimmung das Potenzial, deutliche Kurskorrekturen auszulösen. Das Risiko, aufgrund einer zu konservativen Portfoliozusammensetzung nicht an weiteren Kursgewinnen teilzuhaben und das Risiko, wegen einer zu dynamischen Positionierung von einer eventuellen Korrektur hart getroffen zu werden, halten sich in etwa die Waage. Da diese Gemengelage das allgemeine Marktumfeld nun schon seit einiger Zeit prägt, ist das Social Media & Technology Portfolio bereits seit mehreren Monaten entsprechend positioniert. Dementsprechend bestand im vergangenen Monat keine Notwendigkeit die aktuelle Zusammensetzung des Fondsportfolios zu verändern.

Im Detail besteht das Portfolio gegenwärtig zu ca. 67 % aus Aktien, zu ca. 18 % aus US Treasuries und zu ca. 13 % aus liquiden Mitteln.

Der Quint:Essence Strategy Social Media & Technology hat das teilweise chaotische Marktumfeld seit Anfang des Jahres souverän gemeistert und seine Anleger mit einem erstklassigen Anteilspreisanstieg belohnt. Auch wenn während der kommenden Monate mit zunehmender Volatilität zu rechnen ist, sehen ist der Langfristtrend des Fonds sehr erfreulich.

Strategy Defensiv

des Strategy Defensive während der vergangenen vier Wochen lediglich eine kleine Veränderung: Nachdem eine im Fonds befindliche Anleihe fällig wurde, mussten die freigewordenen Mittel reinvestiert werden. Dies haben wir mit dem Kauf einer kurzlaufenden Anleihe des Staates Singapur getan. Die Singapur Anleihe hat einen Coupon von 1,25 % und wird im Oktober des Jahres 2021 fällig. Weil die Singapur Anleihe bezüglich Bonität und Laufzeit der fällig gewordenen Anleihe entspricht, hat sich das bestehende Rendite-Risikoprofil des Fonds nicht verändert. Demnach betrug die Anleihenquote des Fondsportfolios Ende Oktober weiterhin ca. 65 %, die Aktienquote lag bei ca. 21 %, die Cashquote bei 11 % und ca. 3 % des Fondsvermögens waren in Gold investiert. Das bestehende Marktumfeld war – wie in den vorherigen Monaten – von hohen Bewertungen, vergleichsweise geringen Risikoprämien und Nervosität geprägt. Da sich die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen im vergangenen Monat nicht grundlegend verändert haben, ist davon auszugehen, dass uns das angespannte Marktumfeld weiterhin erhalten bleibt.

Die gute Diversifikation des Strategy Defensive sowie die hohe Qualität der einzelnen Portfoliobestandteile bieten ein gutes Maß an Sicherheit in diesen unsteten Zeiten. Ruhe bewahren und dabei das langfristige Ziel im Auge behalten ist das Gebot der Stunde.

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Ihr Team der Quint:Essence Capital

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