Klartext. Schöne neue Welt [2017/10]
Jedes Ding hat zwei Seiten. Diese Weisheit aus der vor-digitalen Zeit gilt heute mehr denn je…
Schöne neue Welt: Schuhe aus dem 3D Drucker und das Netzwerkdurchsetzungsgesetz
Die atemberaubende Geschwindigkeit des technologischen Fortschritts beschert uns eine „Schöne neue Welt“. Teilweise wirklich schön, teilweise aber auch bedrohlich, wie im gleichnamigen Roman von Aldous Huxley. Ein Beispiel der „guten“ Digitalisierung ist Adidas. Der deutsche Sportartikelhersteller will mit seinen Speedfactorys die Sportschuhherstellung revolutionieren und den Beweis antreten, dass es möglich ist, seine Artikel auch in Hochlohnländern profitabel herzustellen. Momentan findet die Produktion überwiegend noch in Niedriglohnländern statt und erfordert einen Vorlauf von zwei bis drei Monaten vom Design eines neuen Schuhmodels bis zum ersten produzierten Schuh. Ein langer Weg, der es nicht möglich macht, schnelle Designänderungen vorzunehmen oder etwaige Sonderwünsche einzelner Schuhkäufer zu berücksichtigen.
Die im bayerischen Ansbach gelegene Adidas Speedfactory setzt hier neue Maßstäbe: Mit einem zu großen Teilen auf 3D-Druck und Robotern basierenden Produktionsprozess dauert die Herstellung eines Sportschuhs nur einen Tag. Außerdem können durch relativ einfache Einstellungsänderungen an den Produktionsrobotern Designänderungen praktisch sofort umgesetzt werden. Theoretisch könnte Adidas sogar für Einzelpersonen maßgefertigte Schuhe produzieren. Lange Wege während der Produktion entfallen und auch das Endprodukt muss nicht mehr um die halbe Welt transportiert werden, bis es beim Kunden ankommt. Für die Umwelt definitiv ein Gewinn und für das Unternehmen zweifellos langfristiges Sparpotenzial. Bei dem sich allmählich angleichenden Lohnniveau zwischen traditionellen Niedriglohnländern und westlichen Industrienationen bietet sich für Adidas die Möglichkeit, mit der neuen Produktionseinheit nachhaltig Kosten zu sparen. Werden gegenwärtig in einer typischen asiatischen Schuhfabrik mit etwa gleicher Produktionsmenge ca. 1000 Mitarbeiter benötigt, rechnet Adidas künftig mit nur 160 erforderlichen Mitarbeitern pro Speedfactory. Adidas ist seit langem Bestandteil unseres Portfolios und wir erwarten hier auch zukünftig gute Nachrichten für unsere Anleger.
Die dunklen Seiten der Digitalisierung soll das vor wenigen Tagen in Kraft getretene Netzwerkdurchsetzungsgesetz bekämpfen. Hinter dieser etwas sperrigen Bezeichnung steht die Absicht des deutschen Gesetzgebers, die Rechtsdurchsetzung in sozialen Netzwerken zu verbessern. Ob es, wie Kritiker behaupten, eine Digitalisierung der Zensur mit sich bringt oder tatsächlich eine Situationsverbesserung der Opfer von Hasskriminalität erreicht, wie es die Bundesregierung als Gesetzesziel formuliert hat, bleibt abzuwarten. Nicht von der Hand zu weisen ist jedenfalls die Gefahr, dass der Gesetzgeber die großen Internetkonzerne wie Facebook, Google, Twitter etc. mit den neuen Vorschriften nicht nur zwingt, rechtswidrige und strafbare Inhalte zu entfernen, sondern ihnen auch eine Art „Carte blanche“ an die Hand gibt, sämtliche Inhalte, die ihnen nicht passen, zu löschen. Natürlich immer unter dem Vorwand, sich an das Netzwerkdurchsetzungsgesetz halten zu müssen. Was oberflächlich wie eine Last für die Unternehmen klingt, ist daher in Wahrheit eine Lizenz den gesellschaftlichen Diskurs erheblich zu beeinflussen. Ein Geschenk für jede Marketingabteilung.
Wir sind insbesondere über unseren Social Media & Technology Fonds signifikant in die Digitalisierung investiert. Für Investoren wichtig: Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz wird tendenziell die Relevanz und letztlich auch die Profitabilität der betroffenen Unternehmen steigern. Somit profitieren unsere Anleger von dieser Entwicklung, auch wenn sich deren Auswirkungen derzeit überhaupt noch nicht ermessen lassen. Allerdings mögen wir auf jeden Fall lieber mehr Speedfactory als eine gesteigerte Zensur. Auch wenn sie noch so digital ist.
Strategy SMAT
Strategy Social Media & Technology: Voll im Trend
Mit einem Anteilspreisanstieg von gut 3 % im September steht die bisherige Jahresperformance des Quint:Essence Strategy Social Media & Technology Fonds per 30.09. nun bei fast 12,4 %. Unsere Stillhaltetaktik der vergangenen Monate hat sich bewährt. Das SMAT-Segment des Fondsportfolios hat durch die Bank bestens performt und die erfreuliche Performanceentwicklung des Gesamtportfolios möglich gemacht. Die hohe Dynamik und das Performancepotenzial der Technologiekomponente des Fondsportfolios kann man gut am Beispiel der BYD Company Aktie erkennen. Die chinesische BYD Company entwickelt sich zu einem global führenden Hersteller von Elektrofahrzeugen. Das Unternehmen genießt gegenüber westlichen Fahrzeugbauern einen enormen Heimvorteil auf dem chinesischen Markt und hat gleichzeitig eine beachtliche Präsenz auf dem internationalen E-Mobilitätsmarkt aufbauen können. Unter anderem fahren die Elektrobusse des Unternehmens mittlerweile auf australischen Flughäfen und in der City of London. Ursprünglich hatte der Social Media & Technology Fonds das Thema E-Mobilität mit der Tesla Aktie abgedeckt. Die Tesla Aktie entwickelte sich sehr gut und erreichte schließlich aber ein Bewertungsniveau, das uns selbst für ein solch zukunftsträchtiges Unternehmen zu hoch erschien. Mit einer wesentlich günstigeren Bewertung und mit Fahrzeugen, die genau wie Teslas, am Markt bereits erfolgreich sind, sahen wir in der BYD Company Aktie das bessere Investment. Dementsprechend beendeten wir unser Tesla Engagement im vergangenen Juni und gewichteten die BYD Aktie mit über 3 % im Fondsportfolio. Unter dem Einfluss der allgemeinen E-Mobilitätshysterie ist der BYD Anteilspreis seitdem um ca. 55 % gestiegen. Natürlich freuen wir uns sehr über diesen „Bilderbuchhandel“. Trotzdem verdeutlicht diese Transaktion, welche Dynamik im SMAT-Segment des Fonds steckt und wie wichtig deshalb auch der beruhigende Einfluss des Stabilitätssegments innerhalb des Portfolios ist. In diesem Sinne haben wir in den vergangenen vier Wochen die Gewichtung der Cia Saneamento Aktie (Betreiber der Wasserwerke, Kläranlagen und Müllabfuhr des Bezirks Sao Paolo in Brasilien) verdoppelt. Hiermit haben wir die Exposure des Gesamtportfolios zu den hochvolatilen Digitalisierungsunternehmen reduziert und somit das Fondsportfolio weiter diversifiziert.
Angesichts der allgemein hohen Bewertungen und der unterschwelligen Anspannung an den großen Börsenplätzen sehen wir für die kommenden Monate noch Aufwärtspotenzial, sind uns aber der wachsenden Wahrscheinlichkeit einer Korrektur bewusst.
Strategy Dynamic: Qualität, Qualität, Qualität
Im Monat September gab es keine Veränderungen an der Portfoliozusammensetzung des Quint:Essence Strategy Dynamic. Die Börsenentwicklung der vergangenen vier Wochen war für konservative Qualitätsaktien sehr positiv. Dementsprechend wurde die Geduld unserer Anleger nach einigen Monaten der Stagnation mit einer Monatsperformance von über 3,6 % belohnt. Der Strategy Dynamic steht per Ende September bei einer Jahresperformance von fast 4,8 %. Die gute Wertentwicklung beruht nicht etwa auf der Outperformance einiger weniger Portfoliobestandteile, sondern auf einem fast das gesamte Portfolio umfassenden Kursanstieg. Die Fondskomponenten, die sich im September am besten entwickelt haben, waren Chemie Konzerne Bayer und BASF, das Energieschwergewicht Royal Dutch Shell und die Technologieunternehmen Siemens und Intel. Die jeweiligen Kursgewinne der genannten Unternehmen betrugen im September alle über 8 % . Die erfreuliche Fondspreisentwicklung macht einmal mehr deutlich, dass Investieren eine langfristige Angelegenheit ist und dass Anleger sich nicht durch kurzfristige Entwicklungen von ihrer Strategie abbringen lassen sollten. Außerdem unterstreichen die Namen der September-Topperformer auch, dass Qualität und Solidität nach wie vor wichtige Kriterien einer erfolgreichen Kapitalanlage sind.
Sie können sicher sein: allein diese, auf unsere langjährige Erfahrung gründende Richtschnur steht im Zentrum unserer Anlageentscheidungen. Und nicht jeder Trend, der gerade aktuell ist.
Strategy Dynamic
Strategy Defensive
Strategy Defensive: Keine Kompromisse
Der Quint:Essence Strategy Defensive hat im Monat September den von uns erwarteten Turnaround in der Wertentwicklung verzeichnet. Nach einem monatlichen Kursanstieg von 0,8 % steht die bisherige Jahresperformance des Fonds nun bei -1,9 %. Nach wie vor gibt es im gegenwärtigen Marktumfeld für die sichersten Anlagen keinen risikolosen Zins, sondern ein zinsloses Risiko. Kurz laufende deutsche Staatsanleihen, Cash und Tagesgeld weisen allesamt einen deutlich negativen Realzins auf. Folglich ist selbst eine verhältnismäßig geringe positive Rendite nur mit erhöhtem Risiko erzielbar. Weil primäres Ziel des Quint:Essence Strategy Defensive der Kapitalerhalt ist, ist die Risikotoleranz des Fonds sehr begrenzt. Unter den vor allem an den Anleihemärkten aktuell vorherrschenden Bedingungen ist deshalb auch das Ertragspotenzial des Fonds begrenzt. Das für den kaufkrafterhaltenden Charakter des Fonds notwendige Risiko gehen wir nicht etwa über Kompromisse in der Bonität oder unangebracht lange Laufzeiten der im Fondsportfolio befindlichen Anleihen ein, sondern über die behutsame Beimischung von qualitativ hochwertigen Aktien. So war es im vergangenen Monat die starke Performance der Siemens Aktie, die dem Strategy Defensive zu seiner positiven Monatsperformance verholfen hat.
Es gab im September keine Veränderungen an der Zusammensetzung des Fondsportfolios. Wir sind auch weiterhin der Meinung, dass der Fonds dem schwierigen Marktumfeld entsprechend richtig aufgestellt ist. Daher planen wir momentan keine grundlegenden Veränderungen am Portfolio. Wir erwarten in den kommenden Monaten weiterhin eine überschaubare positive Performance und rechnen damit, dass der Quint:Essence Strategy Defensive, wie gewohnt, auch im Jahr 2017 sein Investmentziel des Kapitalerhalts erfüllt.
Wir hoffen wir konnten Ihnen einen Einblick in unser Handeln und Weltbild geben und freuen uns über Ihr Feedback, Anregungen oder das Teilen des Beitrages mit Kollegen und Freunden.
Ihr Team der Quint:Essence Capital