Klartext. Privateigentum – ein Auslaufmodell? [2019/3]
„Mein Haus, mein Auto, mein Boot.“ Wer erinnert sich nicht an diesen legendären Sparkassen-Werbeklassiker der Neunzigerjahre? Heute kommt er uns vor, wie aus einer fernen Zeit. Nicht mehr „besitzen“ sondern „nutzen“ ist angesagt …
Apple: vom Produkt- zum Serviceanbieter
Apple symbolisiert mit seinen allgegenwärtigen Produkten den Siegeszug der Digitalisierung wie kaum ein anderes Unternehmen. Im Quint:Essence Strategy Social Media & Technology (SMAT) ist die Aktie des weltweit wohl bekanntesten Unternehmens mit aktuell gut 8 % die am stärksten gewichtete Position. Mit einem bisherigen Performancebeitrag von ca. 57 % hat das Papier maßgeblich zum Anlageerfolg des SMAT beigetragen. Ähnliches gilt weltweit natürlich auch für zahllose andere Portfolios, deren Bestandteil die Apple Aktie ist. Das Unternehmen aus Cupertino hat das Privateigentum vieler Aktionäre vermehrt.
Was also hat Apple mit einer Abkehr vom Privateigentum zu tun? Dieser Zusammenhang wird mit der neuen strategischen Ausrichtung des Unternehmens deutlich: weg vom Produkthersteller hin zum Serviceanbieter. Gegenwärtig ist die Haupteinnahmequelle des Unternehmens noch der Verkauf von iPhones. Schon bald möchte Apple aber hauptsächlich mit Abo-Services wie dem iPhone -Upgrade – Programm, Apple TV, Apple Arcade und Apple News sein Geld verdienen. Abo-Services sind bei Softwareanbietern längst Gang und gäbe. Auch ambitionierte Fotografen kennen dieses Thema. Die umfangreichsten und bekanntesten Bildbearbeitungsprogramme stammen von Adobe, einem Anbieter, der seinen Kunden die neueste Software gar nicht mehr zum Kauf, sondern nur noch im Abonnement anbietet.
Apple und andere Technologieschwergewichte sind zwar Vorreiter, aber keineswegs allein mit dieser Strategie. Mit den deutschen Autobauern Volkswagen, Daimler und BMW begeben sich auch traditionellere Unternehmen auf diesen Weg. Die deutschen Autohersteller bieten mittlerweile verschiedene Formen von Autoabonnements, Leasing oder kurzfristigen Fahrzeugmietprogrammen an.
Diesem Trend liegt ein hauptsächlich von der jungen Generation der Millennials angestoßener gesellschaftlicher Paradigmenwechsel zugrunde. Die Generation der Millennials möchte Produkte nutzen, legt aber auf Besitz wenig Wert: Bei Bedarf mietet oder teilt man sich ein Auto, man abonniert sich ein iPhone damit man jedes Jahr das neueste Modell hat, man abonniert einen Musik- oder Video Streamingdienst und zur Miete wohnt man sowieso. Komfortabler, maßgeschneiderter Konsum ohne langfristige Bindungen an Produkte hat höchste Priorität.
Um die Bedürfnisse dieses Kundentypus optimal zu befriedigen, benötigen Unternehmen so viele Informationen über den Kunden wie möglich. Der Millennial-Kunde ist bereit, nicht nur finanziell, sondern auch mit persönlichen Daten für diesen unbeschwerten Konsum zu bezahlen. Mit neuen Gesetzen und Vorgaben (Fahrassistenzsysteme sind hier ein gutes Beispiel) fördern und beschleunigen auch staatliche Stellen diesen Trend. Der gläserne Konsument ist selbstverständlich auch ein gläserner Bürger.
Wir erlauben uns kein Urteil darüber, ob dieser Trend positiv oder negativ zu bewerten ist. Aber wir erkennen an, dass das wirtschaftliche Leben in Zukunft weniger vom Eigentum an, sondern mehr durch die zeitweilige Nutzung von Gütern bestimmt sein wird. Unternehmen, die bei einem hohen Datenschutz für Ihre Kunden einen großen, qualitativ hochwertigen Datenbestand generieren können, werden unter diesen Umständen einen großen Wettbewerbsvorteil genießen. Bei der Analyse und Auswahl unserer Portfoliobestandteile wird dieser Faktor eine zunehmend wichtige Rolle spielen. Denn auch wenn Privatbesitz vielen immer unwichtiger zu werden scheint, wissen wir, dass unsere Investoren Privateigentum in Form eines soliden Vermögens nicht als Auslaufmodell betrachten. Deshalb arbeiten wir weiterhin, ganz altmodisch, an seiner Vermehrung.
Strategy Dynamic
Mit einem weiteren Anteilspreisanstieg von 2,3 % konnte der Quint:Essence Strategy Dynamic auch im März kräftig an den steigenden Börsen partizipieren. Mittlerweile weist der Fonds eine bisherige Jahresperformance von über 16 % auf.
Obwohl wir es durchaus für möglich halten, dass die Börsenparty noch eine Weile weitergeht und wir auch weiterhin vollstes Vertrauen in die einzelnen Bestandteile des Dynamic Portfolios haben, hielten wir es für geboten, einige der bis jetzt aufgelaufenen Kursgewinne zu realisieren. Durch Teilverkäufe von drei verschiedenen Aktienpositionen haben wir die Aktienquote des Portfolios um knapp 3 % reduziert. Die Aktie des deutschen Sportartikelherstellers adidas AG ist eine der Positionen, bei der eine partielle Gewinnmitnahme angebracht war. Wir haben die Gewichtung des Papiers um 20 % reduziert und somit einen Gewinn von ca. 237 % realisiert. Als Zweites verkleinerten wir unsere Aktienposition im japanischen Medienkonzern SoftBank Group um ca. 27 %. Der realisierte Kursgewinn betrug hier knapp 13 %. Außerdem haben wir einen ebenfalls sehr erfreulichen Kursgewinn von ca. 83 % mit der Teilliquidierung der SAP Aktie erzielt. Es hat sich nichts an unserer grundsätzlichen Einschätzung dieser Unternehmen geändert. Alle drei sind nach wie vor wesentliche Bestandteile des Dynamikportfolios. Grund für die Gewinnmitnahmen war lediglich unser Bestreben, einen Teil der bisherigen Gewinne zu sichern. Neben diesen Teilverkäufen und der damit einhergehenden Steigerung der Cashquote hat sich am Portfolio des Strategy Dynamic nichts Grundlegendes geändert.
Wir gehen davon aus, dass der Aufwärtstrend der Aktienmärkte aus Mangel an vernünftigen Anlagealternativen auch in den kommenden Wochen anhalten wird, obwohl negative Tendenzen im wirtschaftlichen Umfeld sichtbar sind. Sollte dies zutreffen, so ist der Quint Essence Strategy Dynamic mit einer Aktienquote von ca. 87 % gut positioniert um von dieser Entwicklung zu profitieren. Falls sich die Stimmung an den Aktienmärkten aber ändert und es zu einer Korrektur kommt, können wir die ca. 13-prozentige Cashquote des Fonds für günstige Zukäufe nutzen.
Strategy Social Media & Technology
Auch im März konnte der Quint:Essence Strategie Social Media & Technology den positiven Trend vom Jahresanfang fortsetzen. Mit einem Anteilspreisanstieg von 2,5 % während der vergangenen vier Wochen steht der Fonds nun bei einer bisherigen Jahresperformance von ca. 11,5 %.
Nachdem sich in der Eurozone seit einiger Zeit eine konjunkturelle Abkühlung manifestiert hat, ist nicht zuletzt die zinspolitische Kehrtwende der US Fed ein klares Zeichen, dass nun auch das Wirtschaftswachstum in den USA deutliche Anzeichen einer Verlangsamung zeigt. In Anbetracht der sehr guten Performance im bisherigen Jahresverlauf haben wir damit begonnen, das Risiko des Social Media & Technology Fonds weiter zu reduzieren. In diesem Sinne verkauften wir im vergangenen Monat zwei Bestandteile des performancetreibenden SMAT Segments komplett und reduzierten eine weitere Position deutlich. Nachdem der US-amerikanische Halbleiterhersteller Lam Research eine Umsatzwarnung im zweistelligen Prozentbereich herausgegeben hat und die Position während der letzten sechs Monate einen erfreulichen Performancebeitrag von ca. 4 % geleistet hat, entschlossen wir uns, den Gewinn zu realisieren und die Position vollständig zu liquidieren. Vollständig getrennt haben wir uns auch von den Aktien des deutschen Online-Versandhändlers Zalando. Dieser Wert war für uns enttäuschend: Zalando konnte innerhalb der letzten beiden Jahre keinen positiven Beitrag zur Fondsperformance leisten. Außerdem haben wir die Aktie des japanischen Roboterherstellers Yaskawa Electric um ca. 60 % abgebaut. Hier sehen wir aufgrund der hohen Abhängigkeit des Unternehmens von der Automobilindustrie kurz- und mittelfristige Risiken.
Abgesehen von den dargestellten Reduzierungen des SMAT Segments sind ca. 30 % des Gesamtportfolios in Cash und in inflationsindexierten US Treasuries allokiert. Insgesamt ist der Strategy Social Media & Technology also deutlich defensiver aufgestellt als noch vor einigen Wochen. Dementsprechend sehen wir dem zunehmend unsicher werdenden Marktumfeld relativ gelassen entgegen.
Strategy Defensive
Erfreulicherweise partizipiert die konservative Anlagestrategie bisher in erheblichem Maße an den steigenden Märkten. Mit einem vierwöchigen Kursanstieg von 2,48 % steht der Quint:Essence Strategy Defensive nun bei einer Performance von 5,69 % für das Jahr 2019.
Die Portfoliozusammensetzung des Fonds ließen wir auch im Monat März unangetastet. Nach wie vor ist mit ca. 64 % der Großteil des Portfolios in kurz laufenden Anleihen mit hoher Bonität investiert. Die Restlaufzeiten der in diesem Segment vertretenen Firmen- und Staatsanleihen belaufen sich allesamt auf ein bis zwei Jahre. Somit tragen sie dem gegenwärtig vorherrschenden Niedrigzinsumfeld Rechnung und sind selbst bei einem aktuell eher unwahrscheinlichen Zinsanstieg einem nur sehr geringen Zinsänderungsrisiko ausgesetzt. Im Zusammenspiel mit der Goldposition von gut 2 %, sowie der knapp zehnprozentigen Cashquote gewährleistet dieses Anleihensegment die geringe Volatilität, sowie die der konservativen Ausrichtung des Fonds entsprechende Risikobegrenzung.
Knapp 24 % des Defensivportfolios sind aktuell in Aktien investiert. Die hier vertretenen Unternehmen sind durchweg großkapitalisierte Repräsentanten eher konservativer Sektoren. Beispiele sind der Schweizer Nahrungsmittelhersteller Nestlé, die Deutsche Post sowie der größte japanische Wohnimmobilieninvestor Advance Residence Investment Corporation. Obwohl das Wachstumspotenzial dieser Unternehmen aufgrund ihrer bereits enormen Größe begrenzt ist, so haben sie doch, mit ihren etablierten Geschäftsmodellen, seit Jahresanfang erfreuliche Performancebeiträge geleistet.
Sollte sich der positive Trend an den Börsen fortsetzen, sehen wir keine Veranlassung, Veränderungen am Portfolio des Quint:Essence Strategy Defensive vorzunehmen. Falls es aber zu einer Korrektur kommen sollte, wären wir bereit die Cashreserven des Fonds zu günstigeren Preisen zu investieren.
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Ihr Team der Quint:Essence Capital